Einladung zur Fotoausstellung
Vom 13. Juli bis 27. Juli 2025 zeigen wir in der Palmbacher Waldenserkirche die Fotoausstellung "300 Jahre Waldenserkirche in Palmbach". Die Ausstellung ist täglich von 10.00 bis 18.00 Uhr geöffnet. Wir zeigen eine Sammlung von alten Fotos der ersten Kirche, vom Bau der jetzigen Kirche, Zeitungsberichte aus dieser Zeit sowie alte Palmbacher Ansichtskarten ab dem Jahre 1890.
Unsere Termine für die Führungen durch die Fotoausstellung geben wir hier noch bekannt.
Die Eröffnung der Fotoausstellung ist am Sonntag, 13 Juli um 12.00 Uhr nach dem Festgottesdienst zur Feier "300 Jahre Waldenserkirche" der evang. Gemeinde Bergdörfer. Zum Festprogramm
Chronik der ersten Kirche
Die protestantischen Waldenser kamen Anfang Mai1701 in Grünwettersbach an. Ob die 28 Familien mit 111 Personen im ersten Jahr bei ihrer Einquartierung im Ort Grünwettersbach die lutherische Kirche nutzen durften ist nicht bekannt. Dies ist jedoch recht unwahrscheinlich. Im Frühjahr 1702 wurde die Waldenserkolonie Palmbach gegründet. Es wurde mit dem Bau von Baracken für Mensch und Vieh begonnen. Bis zum Bau ihrer ersten Kirche fanden die Gottesdienste in den Baracken oder Scheunen der Einwohner der neuen Waldenserkolonie Palmbach statt. Da sie anfangs nur das Allernötigste hatten, das, was sie aus ihrer Heimat mitgebracht hatten, war an den Bau einer Kirche zunächst nicht zu denken. Es hofften auch viele an die Rückkehr in ihre alte Heimat. Mit Jacques Resplandin kam im März 1722 der erste Geistliche nach Palmbach, der auch hier wohnte. Er gab schon zum 28. Februar 1725 seine Tätigkeit in Palmbach wieder auf und wurde Pfarrer in Mörfelden-Walldorf.
Bereits bei der Planung und Vermessung des neuen Ortes, im Frühjahr 1702, wurden die Plätze für die Kirche mit Pfarrhaus, für den Friedhof und für das Schulhaus festgelegt. Der Platz für die Kirche wurde genau im Mittelpunkt der neuen Gemarkung festgelegt. So sind es heute jeweil 550 Meter von der Kirche zur Gemarkungsgrenze nach Grünwettersbach und zur Gemarkungsgrenze nach Stupferich. Nachdem die Gemeinde ein herzogliches Patent zur Durchführung einer Kollekte in der Schweiz und den Niederlanden bewilligt bekam, konnte der Bau einer Kirche gesichert werden. Die erste Reise der Kollektoren Jean Jourdan und Pierre Bonin in die Schweiz im Dezember 1724 erbrachte einen Gewinn von 324 Gulden und 9 Kreuzern. Die zweite Reise in die Generalstaaten war etwas erfolgreicher und ermöglichte nicht nur die Finanzierung des Kirchenbaus, sondern auch den Bau des kurz darauf errichteten Pfarrhauses sowie eine Reserve von 150 Gulden für den späteren Bau eines Schulhauses. Zwei Drittel der Gelder blieben in Palmbach, ein Drittel wurde für die Mutschelbacher Kirche verwendet.
Nachdem der Kostenvoranschlag des Busenbacher Zimmermanns Nikolaus Nußbaumer, in Höhe von 324 Gulden und 20 Kreuzern im Akkord, durch den herzoglichen Kirchenrat genehmigt wurde, konnte mit dem Bau begonnen werden. Für den Bau wurden zusätzlich 28 Wagen Sand und 200 Wagen Steine benötigt, die als Frohnkosten finanziert wurden. Dies war wenige Wochen vor der Amtsübernahme des neuen Pfarrers Théodoric Aubert am 12. August 1725. Die feierliche Grundsteinlegung fand am 11. Juli 1725 statt, und bereits am 25. November desselben Jahres konnte die Weihe des fertiggestellten Kirchleins gefeiert werden. Scipion Arnaud, der Sohn des verstorbenen Henri Arnaud, nutzte diesen Anlass, um der Gemeinde ihren neuen Pfarrer offiziell vorzustellen.
Die erste Kirche in Palmbach entsprach dem einfachen Baustil, der für viele Waldenserkirchen der damaligen Zeit charakteristisch war. Es handelte sich um einen schlichten rechteckigen Fachwerkbau mit einem dreiseitig gebrochenen Chor unter einem Satteldach. Die nördliche Giebelwand, zur Dorfstraße ausgerichtet, war im oberen Bereich horizontal abgeschlossen und trug ein kleines hölzernes Glockenhaus mit einer Dachhaube. Diese Giebelbekrönung betonte die vertikale Mittelachse mit dem Eingang und verlieh dem bescheidenen Bau eine gewisse Erhabenheit. Bis auf den hölzernen Chor war das Gebäude in Fachwerkbauweise errichtet. Die Streben waren grau gestrichen, während die Zwischenräume, vermutlich mit Astwerkreliefs und Lehm ausgefacht, einen weißen Verputz aufwiesen. Die Fenster, in grauen Holzbalken gefasst, waren lediglich an der Schauseite bogenförmig überfangen, an den anderen Seiten handelte es sich um einfache Rechtecköffnungen.
Im Chor der Kirche befanden sich zwei von Pfarrer Aubert in französischer Sprache beschriftete Holztafeln, die bis heute im Original erhalten sind. Die eine Tafel enthielt die Informationen zum Kirchenbau, während die andere die Zehn Gebote und das Doppelgebot der Liebe wiedergab. Nach reformierter Tradition gab es ursprünglich in der Waldenserkirche keine Bilder, ebenso kein Kruzifix auf dem Altar. Eine Orgel gab es erst ab dem Jahre 1821. Es wurde die alte Orgel aus der Kirche Grötzingen für 150 Gulden gekauft. Nach Wasserschäden und mehreren größeren Reparaturen war die Orgel ab Anfang der 1890er-Jahre nicht mehr bespielbar.
Die erste Kirche in Palmbach diente der Waldensergemeinde über einen langen Zeitraum als zentraler Ort für Gottesdienste, Abendmahlsfeiern und andere kirchliche Handlungen. Im Laufe des 19. Jahrhunderts zeigten sich jedoch die Zeichen des Alters und der einfache Bau erforderte regelmäßige Reparaturen und Umbaumaßnahmen. Im Herbst 1829 wurde der alte Turmaufsatz durch ein rechteckiges Türmchen mit Pyramidendach ersetzt und die Kirche außen weiß getüncht. Als das Glöcklein 1832 einen Sprung bekam, beschloss die Gemeinde auf ihre Kosten das bisherige Glöcklein umgießen zu lassen und eine zweite Glocke anzuschaffen. Ebenso wurde eine neue Uhr angeschafft. 1842 mussten dringende Reparaturen für 277 Gulden durchgeführt werden, da die Kirche immer baufälliger wurde. Zeitweise durfte wegen der Baufälligkeit des Turmes auch nicht mehr geläutet werden. 1892 wurde in der Kirche ein Ofen eingebaut. Trotz aller Bemühungen verschlechterte sich der Zustand der Kirche im Laufe der Zeit zunehmend, was schließlich zum Abriss und zum Bau der heutigen Kirche im Jahre 1906 führte. Die erste Kirche galt als unschönste Kirche im Land. Sie prägte jedoch das kirchliche Leben in Palmbach für mehr als 175 Jahre und war ein wichtiges Zeugnis des Glaubens und des Zusammenhalts der Waldensergemeinde.
Der Bau der neuen Palmbacher Kirche ist hauptsächlich dem Engagement von Pfarrer Gustav Meerwein zu verdanken, der von 1897 bis 1911 Pfarrer in Palmbach und Untermutschelbach war. Ihm ist heute ein Straßenname gewidmet.
Die erster Kirche mit dem damals zweiten Pfarrhaus, um 1904. Zeichnung von Günther Löffler zum Ortsjubiläum im Jahre 2001.